Spartakist Nr. 183 |
Mai 2010 |
Vanunu erteilt Kriegs-Nobelpreis eine Abfuhr
Die Internationale Kommunistische Liga hat den ehemaligen israelischen Atomtechniker Mordechai Vanunu von Anfang an geehrt und ihn verteidigt. 1986 enthüllte Vanunu der gesamten Welt, dass die israelischen zionistischen Herrscher genug Atomwaffen und Trägersysteme produziert hatten, um nicht nur jede arabische Hauptstadt einzuäschern, sondern auch größere Städte in der Sowjetunion zu bombardieren. Für seinen Dienst an der Menschheit wurde er von israelischen Mossad-Agenten in Italien entführt, nach Israel zurückgebracht, vor ein geheimes Militärgericht gestellt und dann 18 Jahre lang im Gefängnis weggesperrt davon 12 Jahre in Einzelhaft.
Vanunus Familie war ursprünglich aus Marrakesch, Marokko, nach Israel immigriert. Sie wurde dazu gezwungen, in der Siedlungsstadt Beersheba zu leben. Vanunu begann sein politisches Leben als Student an der Ben-Gurion-Universität, wo er für die Rechte der Palästinenser kämpfte. Vanunu hat jetzt dem hochgeachteten Friedensnobelpreis der Bourgeoisie, für den er vorgeschlagen wurde, die heuchlerische Maske vom Gesicht gerissen. Am 24. Februar gab der Direktor des norwegischen Nobelinstituts, Geir Lundestad, bekannt, dass Vanunu nun schon das zweite Jahr in Folge Briefe geschrieben habe, in denen er ausdrücklich erklärte, er wolle kein Kandidat für den Friedensnobelpreis sein. Seine Begründung dafür war, dass Simon [sic] Peres den Friedensnobelpreis erhalten habe und dass Peres, wie er behauptete, der Vater der israelischen Atombombe sei, und er wolle mit Peres keinesfalls in einem Atemzug genannt werden. In einem dieser Briefe schrieb Vanunu: Peres war derjenige, der meine Entführung in Italien angeordnet hat.
Schimon Peres, dessen Vaterschaft am israelischen Atomwaffenarsenal in seiner 2007 erschienenen autorisierten Biografie von Michael Bar-Zohar gut dokumentiert ist, teilte sich 1994 den Friedenspreis mit dem anderen Führer der Arbeitspartei, Jizchak Rabin, und mit dem Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation Jassir Arafat für ihre Rolle beim Aushandeln des Osloer Abkommens von 1993. Dieser von den Imperialisten gemakelte Vertrag wurde als Grundstein zur Errichtung eines palästinensischen Ministaates in einem Teil der 1967 von Israel besetzten Gebiete dargestellt. In Wirklichkeit hat er nur zu noch größerer Unterdrückung, Verarmung, Terrorisierung und Demütigung der Palästinenser geführt. Peres selbst, ein früher Verfechter israelischer Siedlungen in der Westbank, hat das Blut zahlloser Palästinenser an seinen Händen. Er war zweimal israelischer Premierminister und befahl in seiner zweiten Amtszeit 1996 den Angriff auf ein UN-Flüchtlingslager nahe dem südlibanesischen Dorf Kana, wo über 100 Zivilisten abgeschlachtet wurden.
Vanunu ist der erste Kandidat, der fordert, seinen Namen von der Vorschlagsliste zu streichen. Allerdings hat sich 1973 auch Le Duc Tho, Berater der Delegation Nordvietnams bei den Pariser Friedensverhandlungen 196873, geweigert, den Friedenspreis anzunehmen. Er war ihm gemeinsam mit Henry Kissinger, dem Nationalen Sicherheitsberater der US-Imperialisten, an deren Händen das Blut von mehr als drei Millionen Vietnamesen klebt, zugesprochen worden. 1975 leitete Le Duc Tho die nordvietnamesische Offensive, die die südvietnamesische Regierung stürzte, mit an. Was Vanunu betrifft, so lehnte es Lundstad ab, seinen Namen von der Kandidatenliste zu streichen, machte aber deutlich, dass Vanunu nur wenig Aussicht hätte zu gewinnen. Kein Wunder, denn der Preis ist ein Paradebeispiel von Krieg-ist-Frieden-Neusprech à la Orwell.
Unter den Friedenspreisträgern waren Leute wie Elihu Root, US-Kriegsminister während des Spanisch-Amerikanischen Krieges, in dem die USA Kuba und Puerto Rico kolonisierten und dann die Philippinen besetzten, wobei sie bis zu einer Million Menschen abschlachteten; Charles Dawes, der Kopf hinter den Reparationen der Sieger, die nach dem Ersten Weltkrieg ihren imperialistischen Rivalen Deutschland ausbluteten; der Präsident der Columbia-Universität Nicholas Murray Butler, ein früher Unterstützer des italienischen Faschisten Benito Mussolini und von Hitlers Nazis; der Generalsekretär der Vereinten Nationen Dag Hammarskjöld, der in die Ermordung des kongolesischen Nationalisten Patrice Lumumba verwickelt war; Menachem Begin, einst Anführer der zionistischen Terroristengruppe Irgun, die in den 1940er-Jahren blutige Massaker und Massenvertreibungen von Palästinensern durchführte; und US-Präsident Jimmy Carter, der mit Aufrufen zu ethnischer Reinheit ins Amt gelangte und die Unterstützung und Bewaffnung der reaktionären, frauenhassenden afghanischen Mudschaheddin durch den US-Imperialismus in ihrem Krieg gegen die von der Sowjetunion gestützte afghanische Regierung ins Werk setzte.
Jüngster Preisträger ist US-Oberbefehlshaber Barack Obama, der dafür ausgezeichnet worden zu sein scheint, nicht George W. Bush zu sein, obgleich sich seine Dankesrede nur wenig von einem Bush-Vortrag unterschied, außer durch ihre Raffiniertheit. Obama beschwor die Tugenden eines gerechten Krieges um eine barbarische Besetzung zu verteidigen, die den Tod Abertausender Afghanen und das Luftbombardement von Dörfern zur Folge hatte. Er benutzte die Gelegenheit auch, um gegenüber dem kapitalistischen Iran und dem nordkoreanischen deformierten Arbeiterstaat mit dem Säbel zu rasseln, weil diese Staaten trotz imperialistischer Drohungen und Sanktionen daran arbeiten, Atommacht zu werden.
Vanunu ist es seit seiner Entlassung aus den israelischen Kerkern 2004 untersagt, das Land zu verlassen, mit Nicht-Israelis zu sprechen, sich in der Nähe von Flughäfen aufzuhalten, und er wird rund um die Uhr überwacht. Vergangenen Dezember wurde er unter Hausarrest gestellt, nachdem er sich in einem Jerusalemer Hotel mit einer Norwegerin getroffen hatte (siehe Workers Vanguard Nr. 950, 15. Januar). Wie Vanunu kürzlich einem norwegischen Journalisten schrieb: Was ich jetzt will, jetzt brauche, ist Freiheit, einen Reisepass, nicht irgendwelche Auszeichnungen. Hände weg von Mordechai Vanunu! Lasst ihn aus Israel ausreisen!
Nach Workers Vanguard Nr. 955, 26. März