Spartakist Nr. 185 |
Oktober 2010 |
Zitat
Ehrt Leo Trotzki
Der 20. August markiert den 70. Jahrestag der Ermordung von Leo Trotzki, gemeinsam mit W.I. Lenin Führer der proletarischen Russischen Revolution im Oktober 1917. Nachfolgend drucken wir Auszüge einer Rede von James P. Cannon, Gründer des amerikanischen Trotzkismus, ab, die er bei einer Gedenkveranstaltung in New York hielt, acht Tage nachdem Trotzki von einem stalinistischen Agenten in Mexiko ermordet wurde.
Das gesamte Leben des Genossen Trotzki, seit er sich im Alter von 18 Jahren in der russischen Provinzstadt Nikolajew der Arbeiterbewegung anschloss bis zu seinem Tode 42 Jahre später in Mexiko-Stadt, war ganz und gar der Arbeit und dem Kampf für eine zentrale Idee gewidmet. Er trat für die Befreiung der Arbeiter und aller Unterdrückten dieser Welt ein und kämpfte für die Transformation der Gesellschaft vom Kapitalismus zum Sozialismus durch die soziale Revolution. Er ging davon aus, dass eine revolutionäre politische Partei der Arbeiteravantgarde benötigt wird, um die Befreiung durch die soziale Revolution zum Erfolg zu führen…
Trotzki glaubte selbst, dass Ideen die größte Macht in der Welt besitzen. Ihre Autoren mögen getötet werden, aber sobald Ideen sich verbreiten, entwickeln sie ein Eigenleben. Richtige Ideen finden ihren Weg über alle Hindernisse hinweg. Dies war die zentrale, dominierende Konzeption in der Philosophie des Genossen Trotzki. Er erklärte uns dies viele, viele Male. Er schrieb einmal: „Es ist nicht die Partei, die das Programm [die Idee] schafft; es ist das Programm, das die Partei schafft.“ In einem persönlichen Brief an mich schrieb er einmal: „Wir arbeiten mit den korrektesten und machtvollsten Ideen dieser Welt, jedoch sind unsere Anzahl und materiellen Mittel unzureichend. Aber langfristig werden richtige Ideen immer siegen und die für sie notwendigen Mittel und Kräfte finden.“
Trotzki, ein Schüler von Marx, dachte wie dieser: Eine „Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift.“ Aufgrund dieser Überzeugung zweifelte Genosse Trotzki niemals daran, dass seine Arbeit ihn überleben würde. Mit dieser Überzeugung konnte er auf seinem Totenbett Zuversicht in den zukünftigen Sieg der Vierten Internationale verkünden, die diese Ideen verkörpert. Diejenigen, die daran zweifeln, kennen Trotzki nicht.
Trotzki selbst war davon überzeugt, dass seine größte Bedeutung, sein größter Wert, nicht in seinem physischen Leben oder seinen epischen Taten bestand, die die Leistungen aller heroischen Personen der Geschichte in ihrer Wirkung und ihrer Größe in den Schatten stellten – sondern in dem, was er hinterlassen würde, nachdem die Mörder ihr Werk getan hatten. Er wusste, dass sein Schicksal besiegelt war, und kämpfte gegen die Zeit, um uns so viel wie möglich zu hinterlassen, und durch uns der gesamten Menschheit. Während der elf Jahre in seinem letzten Exil hat er sich wie ein Galeerensklave an seinen Schreibtisch gekettet und geschuftet – so wie niemand von uns es jemals geschafft hätte, mit solcher Energie und solcher Ausdauer und Selbstdisziplin, wie nur Genies arbeiten können. Er arbeitete gegen die Zeit, um den reichen Inhalt seines mächtigen Verstandes durch seine Feder fließen zu lassen, und ihn für uns und jene, die nach uns kommen, in bleibender schriftlicher Form zu erhalten…
Er war auch ein großer Mann der Tat, ganz klar. Seine Taten sind in der größten Revolution der Geschichte der Menschheit verewigt. Aber im Gegensatz zu den Opportunisten und Möchtegernführern wurden seine Taten durch große Ideen inspiriert, die immer noch lebendig sind. Er machte nicht nur eine Revolution; er schrieb ihre Geschichte und erklärte die grundlegenden Gesetze, die für alle Revolutionen maßgeblich sind. In seiner Geschichte der Russischen Revolution, die er als sein Meisterwerk betrachtete, gab er uns einen Leitfaden für neue Revolutionen, oder besser, für die Ausweitung der Revolution weltweit, die im Oktober 1917 ihren Anfang nahm.
– „Zum Gedenken an den Alten Mann“, Socialist Appeal, 7. September 1940