Spartakist Nr. 217

Sommer 2017

 

US-Imperialisten verschärfen militärische Provokationen

Verteidigt China und Nordkorea!

Die US-Kriegstreiber verstärken ihre Drohungen gegen Nordkorea und China und nutzen dafür als Vorwand die jüngsten Waffen- und Raketentests durch das Regime in Pjöngjang. Am 7. März begannen die USA in Südkorea mit dem Aufbau des hochentwickelten Raketenabwehrsystems Terminal High Altitude Area Defense (THAAD), welches über ein Waffenarsenal und ein leistungsstarkes Radar zur Erfassung von Raketen verfügt. Kaum eine Woche später kündigte Washington an, dass in Südkorea auch Überwachungs- und Angriffsdrohnen vom Typ „Gray Eagle“ auf Dauer stationiert würden. Am 17. März drohte US-Außenminister Rex Tillerson bei einer Rede in Seoul mit einem Militärschlag gegen Nordkorea: „Alle Optionen sind auf dem Tisch.“

Die Trump-Regierung behauptet, und die kapitalistischen Medien greifen das auf, dass es der Zweck von THAAD und anderen derartigen Maßnahmen ist, Washingtons Vasallenstaat Südkorea vor einem nuklearen Alptraum zu bewahren, der angeblich durch Nordkorea unmittelbar bevorsteht. In Wahrheit sind es die US-Imperialisten, die den Norden im Visier haben. Etwa 320 000 US-amerikanische und südkoreanische Soldaten führten gemeinsame Militärübungen durch, zu deren Szenarien „Enthauptungs“-Überfälle gehören, mit denen „Nordkoreas Führung ausgelöscht“ werden soll (Korea Herald, 13. März). Der Flugzeugträger USS Carl Vinson lag im Hafen von Busan, F-35B-Tarnkappen-Jagdflugzeuge waren in der Luft und an den Kriegsspielen beteiligte sich auch die Eliteeinheit SEAL Team Six – das Killerkommando, dass Osama bin Laden tötete. Zudem trafen sich japanische, US-amerikanische und südkoreanische Kriegsschiffe am 14. März nahe der nordkoreanischen Küste zu koordinierten Militärübungen.

Darüber hinaus erwägt Berichten zufolge der Nationale Sicherheitsrat der USA, wieder Atomwaffen in Südkorea zu stationieren, ohne daraus ein Geheimnis zu machen. Während die US-Imperialisten Nordkorea unmittelbar im Visier haben, ist ihr Ziel letztendlich China, das größte und mächtigste noch existierende Land, in dem die kapitalistische Herrschaft bis heute abgeschafft ist. Militärexperten haben bemerkt, dass die Waffensysteme von THAAD im Falle eines nordkoreanischen Raketenangriffs auf den Süden, der vermutlich in niedriger Höhe erfolgen würde, nichts ausrichten würden. Das Ortungsradar des Systems könnte jedoch einen Großteil Ostchinas abdecken und so den USA die Möglichkeit geben, die Wirksamkeit von Beijings nuklearer Abschreckung zu verringern. Mit den Worten, China würde „die notwendigen Schritte unternehmen, um unsere eigenen Sicherheitsinteressen zu schützen“, warnte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums die USA und Südkorea davor, „weiter und weiter dem falschen Pfad zu folgen“.

In seiner Pressekonferenz am 17. März erklärte Tillerson im Hinblick auf Nordkorea: „Die Politik der strategischen Geduld ist zu Ende.“ Tatsächlich kennt der US-Imperialismus, egal ob unter den Republikanern oder den Demokraten, immer nur eine Politik gegenüber Nordkorea: dessen soziale Revolution zu zerstören, um so den Umsturz der Chinesischen Revolution von 1949 zu erreichen; wie im Korea-Krieg 1 950–53, als im Namen der Vereinten Nationen die USA und ihre Verbündeten die Halbinsel verwüsteten.

China und Nordkorea sind bürokratisch deformierte Arbeiterstaaten, in denen die Klassenherrschaft der Kapitalisten durch soziale Revolutionen gestürzt wurde. Die Herrschaft der Kapitalisten/Großgrundbesitzer in Nordkorea wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch Guerilla-Kräfte unter dem Schutz der sowjetischen Armee gestürzt. Die Errichtung proletarischer, kollektivierter Eigentumsverhältnisse befreite die Nordhälfte des Landes von imperialistischer Vorherrschaft. Gleichzeitig werden sowohl der chinesische als auch der nordkoreanische Arbeiterstaat seit ihrer Entstehung von nationalistischen, stalinistischen Bürokratenkasten regiert, die die Arbeiterklasse von der politischen Macht ausschließen.

Trotz der stalinistischen Misswirtschaft erzielte Nordkoreas Planwirtschaft bis Mitte der 1970er-Jahre wesentlich bessere Ergebnisse als der kapitalistische Süden. Dadurch wurde eine industrielle Infrastruktur geschaffen. Die wirtschaftliche Entwicklung hat jedoch enorm gelitten unter der Trennung vom Süden durch eine „entmilitarisierte Zone“, in der pro Quadratmeter mehr Waffen konzentriert sind als überall sonst auf der Erde. Verzweifelt wurde die Lage nach 1991/92 als Folge der konterrevolutionären Zerstörung der Sowjetunion, die den Großteil von Nordkoreas militärischer und technologischer Hilfe geliefert hatte. Mitte der 1990er-Jahre wurde der Norden von einer furchtbaren Hungersnot getroffen, ausgelöst durch Überschwemmungen und Dürreperioden, wovon sich Nordkorea nie wieder richtig erholt hat.

Es ist die Pflicht der Arbeiterklasse auf der ganzen Welt, besonders in den USA, für die Verteidigung Chinas und Nordkoreas gegen die räuberischen US-Herrscher, ihre japanischen Verbündeten und ihre südkoreanischen Handlanger einzutreten. Der Sturz und die Enteignung des Kapitalismus in diesen Ländern – sowie in den anderen verbleibenden deformierten Arbeiterstaaten Kuba, Vietnam und Laos – sind historische Errungenschaften des internationalen Proletariats. Ihre bedingungslose militärische Verteidigung gegen imperialistische Angriffe und eine kapitalistische Konterrevolution ist unverzichtbar für die Sache der sozialistischen Weltrevolution.

Zur Verteidigung Chinas und Nordkoreas gegen den Imperialismus gehört notwendigerweise, dass diese Länder über Atomwaffen und leistungsfähige Trägersysteme verfügen. Die USA drohen offen mit einem nuklearen Erstschlag gegen alle mutmaßlich feindlichen Länder. Tatsächlich sind die US-Herrscher die einzigen, die jemals solche Waffen eingesetzt haben: bei der atomaren Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki 1945, wodurch 200 000 japanische Zivilisten ermordet wurden.

Nur der revolutionäre Sturz der imperialistischen Weltordnung durch die Arbeiterklasse kann Schluss machen mit der Bedrohung durch imperialistische Kriege und die nukleare Auslöschung der Menschheit. Solange aber, wie heute, der US-Imperialismus die herausragende Atommacht auf der Welt ist, gibt es nur einen vernünftigen Weg, die eigene nationale Souveränität zu behaupten: Man braucht genug Atomwaffen als Abschreckung. So schrieb Mike Whitney in einem politischen Kommentar unter der Überschrift „Das Problem ist Washington, nicht Nordkorea“ (counterpunch.org, 17. April): „Es gibt kein Land auf der Welt, das Atomwaffen dringender braucht als Nordkorea.“ Wir begrüßen es, dass der Norden einige Fortschritte dabei gemacht hat, solche Abschreckungswaffen zu entwickeln, einschließlich ballistischer Raketen, in deren Reichweite Nordostasien liegt. Nordkorea hat auch wichtige Fortschritte gemacht bei der Entwicklung von Raketen, die die Pazifikküste der USA erreichen könnten.

Wie gefährlich das Fehlen solcher Abschreckungswaffen ist, zeigte sich in Libyen. Als Muammar al-Gaddafi sich 2003 den US-Herrschern bei deren „Krieg gegen Terror“ anschloss, gab er das libysche Atomwaffenprogramm auf und hieß imperialistische Kontrolleure willkommen. Acht Jahre später wurde er durch einheimische, von den USA und anderen imperialistischen Mächten finanziell unterstützte Kräfte gestürzt und ermordet. Damit begann das blutige Chaos, in dem dieses Land seitdem versinkt. Es war einfach für die USA, das halbkoloniale Libyen anzugreifen. Aber es wäre etwas ganz anderes, einen Krieg gegen Nordkorea zu führen, das einige Mittel hat, um sich zu verteidigen. Kein rationaler Mensch würde bewusst einen solchen Kurs einschlagen – aber das System des Imperialismus ist nicht rational, genauso wenig wie die Herrscher im Weißen Haus und im Pentagon. Wie ein nordkoreanischer Regierungsbeamter scharfsinnig bemerkte, beweist der Angriff auf Syrien „millionenfach, dass unser Beschluss, unsere nukleare Abschreckung zu stärken, die richtige Entscheidung war. Nur unsere eigene militärische Stärke schützt uns vor imperialistischer Aggression.“

Die Verwüstung Koreas durch den US-Imperialismus

Die meisten bürgerlichen Kommentatoren charakterisieren heute Nordkoreas Entwicklung von Atomwaffen als das Ergebnis einer seltsamen und skrupellosen Diktatur. Vieles an der dynastischen, von Mythen umwobenen bürokratischen Herrschaft der Kims ist sonderbar. Wie aber die Geschichte Nordkoreas seit dem Zweiten Weltkrieg verdeutlicht, ist Pjöngjangs Streben nach Atomwaffen eine rationale, ja unabdingbare Strategie der Selbstverteidigung.

Nach der Niederlage von Koreas ehemaligem Kolonialherrn Japan im Zweiten Weltkrieg wurde die Halbinsel entlang des 38. Breitengrades zwischen dem deformierten Arbeiterstaat im Norden und einem kapitalistischen Polizeistaat unter der Besetzung durch amerikanisches Militär im Süden aufgeteilt. Die US-Marionettenregierung führte in den nächsten Jahren rücksichtslose Angriffe auf aufständische Arbeiter und Bauern durch, insbesondere die Niederschlagung des Jeju-Aufstands 1948/49, bei der bis zu 30 000 Menschen abgeschlachtet wurden.

Als im Juni 1950 die nordkoreanische Armee die Grenze zum Süden überschritt, brach ein Bürgerkrieg aus. Nordkoreanische Truppen drängten südkoreanische Streitkräfte, die von den japanischen Imperialisten ausgebildet worden waren, zurück und erreichten innerhalb einer Woche Seoul. Bei ihrem Vormarsch wurden die Nordkoreaner von den Arbeitern und Bauern als Befreier willkommen geheißen. Daraufhin begann der US-Imperialismus mit einer groß angelegten Invasion in Korea.

Im Laufe des Krieges beging das US-Militär unbeschreibliche Grausamkeiten. Dabei wurden drei Millionen Nordkoreaner massakriert und fast eine Million chinesische Soldaten, deren Eingreifen entscheidend war, um das Ruder gegen die USA und die anderen Imperialisten herumzureißen. Der Historiker Bruce Cumings drückte es in seinem Buch North Korea: Another Country [Nordkorea: Ein anderes Land] von 2004 so aus:

„Nordkoreaner können Ihnen erzählen, dass sie drei Jahre lang täglich der Gefahr ausgesetzt waren, durch Napalm verbrannt zu werden; ,man konnte ihm nicht entkommen‘, sagte mir einer 1981. Bis 1952 war praktisch alles im nördlichen und mittleren Korea vollständig platt gemacht worden. Die noch übrig gebliebene Bevölkerung konnte nur in Höhlen überleben.“

Von den 22 größten Städten des Landes wurden 18 größtenteils oder völlig ausradiert. In den letzten Wochen des Krieges zerstörten US-Bomber absichtlich die Dämme von Stauseen, deren Wasser für drei Viertel der Nahrungsproduktion im Norden benötigt wird. Der Krieg endete mit einer Pattsituation. Ein Friedensvertrag wurde jedoch nie unterzeichnet, und die USA haben seitdem im Süden eine massive Militärpräsenz aufrechterhalten, während sie Nordkorea jahrzehntelang militärisch bedroht und gegen das Land Wirtschaftssanktionen verhängt haben.

Während des Krieges hatten die USA wiederholt mit dem Abwurf von Atombomben gedroht, sich aber zurückgehalten aus Angst vor Vergeltung durch die Sowjetunion, die ihr eigenes Atomwaffenarsenal entwickelt hatte. Wenn die Sowjets kein Atomwaffenarsenal gehabt hätten, wäre es sehr gut möglich gewesen, dass die US-Imperialisten Nordkorea und China in radioaktive Schutthaufen verwandelt hätten. Ab 1958 stationierten die USA Atomwaffen auf ihren Militärbasen in Südkorea und zogen sie erst 1991 während des Zusammenbruchs der UdSSR offiziell ab. Bis heute sind fast 30 000 US-Soldaten dauerhaft im Land stationiert, was eine tägliche Bedrohung nicht nur Nordkoreas und Chinas, sondern auch der kämpferischen südkoreanischen Arbeiterklasse darstellt. Alle US-Truppen und -Basen raus aus Südkorea!

Imperialistische Bedrohung und stalinistischer Verrat

Da China sowohl militärisch als auch wirtschaftlich viel stärker ist als Nordkorea, verweisen die US-Herrscher oft auf angebliche Bedrohungen durch das Pjöngjang-Regime, um ihre militärischen Operationen in Ostasien zu rechtfertigen, die sich hauptsächlich gegen Beijing richten. Steve Bannon, Trumps Chef-Stratege, sagte letztes Jahr: „In fünf bis zehn Jahren werden wir im Südchinesischen Meer Krieg führen.“ Vor kurzem drohte Tillerson, dass die USA und ihre Alliierten China im Südchinesischen Meer den Zugang zu Inseln und die Pläne zu deren Inanspruchnahme und Bebauung blockieren würden. Chinas Ausbau von Riffen und Inseln in diesem Gebiet ist eine wichtige Maßnahme zur Verteidigung gegen die imperialistische Einkreisung. Tillersons Statement ist eine bedrohliche Absichtserklärung, China genau dort anzugreifen, wo die am meisten befahrenen Schifffahrtsrouten der Welt verlaufen.

Washingtons militärische Aufrüstungspolitik in Ostasien wird von den beiden Parteien Demokraten und Republikaner geteilt. Es war Präsident Barack Obama von der Demokratischen Partei, der nach seiner Ankündigung vom „Schwenk nach Asien“ im Jahr 2010 die Stationierung von THAAD vorbereitete als Teil einer Eskalation des militärischen Drucks der USA gegen China und Nordkorea. Obama führte eine wesentliche Verstärkung der US-Truppen im asiatisch-pazifischen Raum durch, unter seiner Regierung fanden wiederholt aggressive Marineoperationen im Südchinesischen Meer statt und es wurde ein Programm zur Internet-gestützten und elektronischen Kriegsführung in Gang gesetzt, um nordkoreanische Raketentests zu stören. Gegen Ende seiner Amtszeit hat er, wie berichtet, Trump dazu gedrängt, Nordkorea zu seiner „obersten nationalen Sicherheitspriorität“ zu machen. Trump will jetzt für das Pentagon zig Milliarden Dollar an zusätzlichen Geldern.

Das Beijing-Regime revanchierte sich für die Stationierung von THAAD durch die USA, indem es die Schließung südkoreanischer Unternehmen in China erzwang und Touren und Charterflüge nach Südkorea verbot. Solche Maßnahmen könnten auf Südkoreas ohnehin stockende Wirtschaft ernsthafte Auswirkungen haben, da China bei weitem der größte Handelspartner des Landes ist und die meisten ausländischen Touristen ins Land bringt. Diese Wirtschaftssanktionen gegen Washingtons südkoreanische Handlanger sind prinzipienfest und verteidigenswert – im krassen Gegensatz zur wiederholten, überhaupt nicht zu verteidigenden Unterstützung von Sanktionen gegen Nordkorea durch das Beijing-Regime.

2013 und erneut letztes Jahr half China den USA bei dem Entwurf von UN-Resolutionen für Sanktionen gegen Nordkorea nach dessen Atomwaffentests. Manchmal ist Washington frustriert gewesen über Chinas mangelnde Bereitschaft, solche Sanktionen auch durchzusetzen. Vor einiger Zeit jedoch kündigte die chinesische Regierung an, dass sie bis auf weiteres keine Kohle aus Nordkorea importieren würde. Sollte diese Maßnahme umgesetzt werden, wäre das ein schwerer Schlag für Nordkoreas angeschlagene Wirtschaft. Solcher Verrat ist nichts Neues von Seiten der stalinistischen Bürokraten in Beijing, die schon 1992 billige Öllieferungen an den Norden gestoppt hatten, um die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Südkorea nicht zu gefährden. Zur Zeit ist es allerdings nicht klar, ob China diese Drohungen wahr machen wird. Sein Handel mit Nordkorea hat in den letzten zwei Jahren tatsächlich zugenommen.

Wiederholt hat China Nordkorea außerdem unter Druck gesetzt, seine Entwicklung von Atomwaffen einzustellen. Damit treten Chinas stalinistische Herrscher das Andenken der chinesischen Soldaten mit Füßen, die im Korea-Krieg beim Kampf gegen den Imperialismus gefallen sind. Beijings Kollaboration mit Washington gegen Pjöngjang schadet auch Chinas eigener Verteidigung. Eine kapitalistische Konterrevolution in Nordkorea würde bedeuten, dass US-Truppen direkt an der chinesischen Grenze stationiert werden, und damit die imperialistische Bedrohung enorm verschärfen. Die verschiedenen Generationen der Kim-Dynastie in Nordkorea haben ihrerseits wiederholt die Bereitschaft gezeigt, im Austausch gegen Wirtschaftshilfe der US-Imperialisten ihre Bemühungen aufzugeben, sich ein Waffenarsenal mit abschreckender Wirkung zuzulegen.

Entscheidend für die Verteidigung der deformierten Arbeiterstaaten ist der Kampf für eine proletarisch-politische Revolution, welche die herrschenden nationalistischen Bürokratien hinwegfegt. Auf der Suche nach dem Hirngespinst von „friedlicher Koexistenz“ mit der kapitalistischen Weltordnung bieten diese privilegierten, parasitären Bürokratenkasten den Imperialisten ihre Dienste an. Die Imperialisten ihrerseits sind vielleicht bereit, auf kurze Sicht mit sich handeln zu lassen, sie hören aber niemals damit auf, das Überleben jeder proletarischen Staatsmacht auf dem Planeten zu bekämpfen. Wenn diese Arbeiterstaaten Regierungen hätten, die auf Arbeiterdemokratie und revolutionärem Internationalismus beruhen, dann würden sie eine kommunistische Einheit gegen die Imperialisten schmieden, und dazu gehört länderübergreifende Wirtschaftsplanung sowie die Unterstützung für Kämpfe der Werktätigen und Unterdrückten in anderen Ländern.

Südkorea in Aufruhr

Dass Washington sich mit der Installierung des Raketenabwehrsystems beeilt, geschieht vor dem Hintergrund weit verbreiteter sozialer Unruhen in Südkorea. Seit letztem Oktober sind bis zu zwei Millionen Demonstranten in Seoul und anderen Städten auf die Straße gegangen, um die Absetzung von Präsidentin Park Geun-hye zu fordern, einer Antikommunistin, die sich nicht nur durch Kriegstreiberei gegen Nordkorea auszeichnete, sondern die auch auf allen Ebenen Angriffe auf Gewerkschaften und auf demokratische Rechte führte. Park Geun-hye ist die Tochter des von den USA unterstützten Diktators Park Chung-hee, ein früherer Kollaborateur der Japaner, der im Südkorea der 1960er- und 70er-Jahre mit barbarischer Unterdrückung herrschte. Nachdem sich Südkoreas Herrscher Ende der 1980er-Jahre mit einem Hauch von „Demokratie“ umgaben, unterdrücken sie weiterhin militante Arbeiterkämpfe und Gruppen, die sich irgendwie positiv auf den Norden beziehen.

Angesichts einer drohenden Amtsenthebung wegen Korruptionsvorwürfen wurde Park Geun-hye nur drei Tage nach dem Beginn der Stationierung von THAAD aus dem Amt gejagt. Während Park und ihr Übergangsvertreter Washingtons Raketenabwehrsystem vehement unterstützt haben, forderte die oppositionelle Demokratische Partei Koreas (Minju) die USA auf, die Stationierung zu verschieben. Da die Opposition in den Umfragen weit vorne lag, beeilten sich die USA, noch vor den Präsidentschaftswahlen im Mai THAAD zu einem fait accompli zu machen.

An den Massendemonstrationen gegen die inzwischen rausgeworfene Präsidentin beteiligten sich Studenten, Arbeiter des Koreanischen Gewerkschaftsbundes (KCTU) und Bauern, deren Lebensgrundlage durch das Freihandelsabkommen von 2012 zwischen den USA und Südkorea zugrunde gerichtet wurde, sowie bürgerliche Oppositionsparteien. Südkoreas Arbeiterklasse hat wiederholt ihre potenzielle Macht gezeigt, nicht zuletzt in den gewaltigen Kämpfen der 1970er- und 80er-Jahre, die den Würgegriff der korporatistischen, von der CIA gesponserten Gewerkschaften durchbrachen und zu unabhängigen Gewerkschaften führten, die nun im KCTU zusammengefasst sind. Vor dem Hintergrund des monatelangen Aufruhrs hat der KCTU Streiks geführt bei Hyundai Motor Co., bei LKW-Fahrern und Bahnarbeitern und es kam zu weiteren umfangreichen Arbeitsniederlegungen.

Doch die KCTU-Führung hat schon seit langem die Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse für die Unterstützung des liberalen Flügels der südkoreanischen Bourgeoisie missbraucht. 1998 unterstützte sie die Wahl von Kim Dae-jung, einem kapitalistischen Politiker, der mit der Schifffahrts- und Zeitungsindustrie reich geworden war und dessen „Sonnenscheinpolitik“, sich mit dem Pjöngjang-Regime zu arrangieren, darauf abzielte, den deformierten Arbeiterstaat mit Kapitalismus wirtschaftlich zu durchdringen und damit zu unterminieren.

Heutzutage versucht der neu gewählte Präsident Moon Jae-in (Minju) eine solche Politik wiederzubeleben. Außerdem nennt er sich „Amerikas Freund“ und sagt: „Falls nötig, werden wir die Sanktionen noch mehr verstärken müssen, aber das Ziel der Sanktionen muss sein, Nordkorea an den Verhandlungstisch zurückzubringen.“ Die südkoreanischen Unterstützer der britischen Socialist Workers Party (SWP – in Deutschland verbunden mit marx21) riefen bei den vorherigen Präsidentschaftswahlen zur Wahl dieses bürgerlichen Politikers auf und behaupteten, dass „kritische Wahlunterstützung für Moon“ ein „taktischer Kompromiss“ sei („Statement by All Together on the South Korean Presidential Elections“ [Erklärung von Alle Gemeinsam zu den südkoreanischen Präsidentschaftswahlen], 10. Dezember 2012).

Solche Unterstützung für einen Vertreter des Klassenfeinds ist ein krasser Verrat an den Interessen der Arbeiter. Doch für die SWP und ihre koreanischen Gefolgsleute, heute als Arbeitersolidarität bekannt, ist es nichts Neues, gemeinsame Sache mit Teilen der südkoreanischen Bourgeoisie zu machen. SWP-Gründer Tony Cliff und seine Unterstützer brachen mit der trotzkistischen Vierten Internationale, als sie sich 1950 weigerten, die Sowjetunion, China und Nordkorea während des Korea-Kriegs zu verteidigen. Vom Antikommunismus des Kalten Kriegs durchdrungen unterstützten die Cliffisten weiterhin im Namen von „Anti-Stalinismus“ jede beliebige reaktionäre Kraft, die sich gegen die Sowjetunion stellte, und bejubelten die Konterrevolution, die schließlich die UdSSR zerstörte.

Die südkoreanische Arbeiterklasse kann mit ihren Kämpfen nur Erfolg haben, wenn sie völlig mit allen Flügeln des kapitalistischen Klassenfeinds bricht und für die Verteidigung des Nordens gegen Konterrevolution eintritt. Notwendig ist die Schmiedung einer leninistisch-trotzkistischen Partei, die einen Kampf für die revolutionäre Wiedervereinigung Koreas führen kann: sozialistische Revolution zum Sturz der raubgierigen Bourgeoisie und zur Enteignung der kapitalistischen Chaebol – die Konglomerate, die die Wirtschaft im Süden dominieren – in Verbindung mit einer proletarischen politischen Revolution zum Sturz der stalinistischen Bürokraten im Norden.

Der Kampf für revolutionäre Wiedervereinigung muss mit dem Kampf für proletarische politische Revolution in China und der Ausweitung der Macht der Arbeiterklasse auf die Zentren des Weltimperialismus – von den USA bis Westeuropa und Japan – verbunden werden. Um die Kriegsmaschine des US-Imperialismus zu besiegen, brauchen wir eine amerikanische Arbeiterrevolution. Die Spartacist League hat als Ziel den Aufbau der Partei, die einen solchen Kampf führen kann als US-amerikanische Sektion einer wieder geschmiedeten Vierten Internationale, Weltpartei der sozialistischen Revolution.

Nach Workers Vanguard Nr. 1108 (24. März 2017) und Nr. 1110 (21. April 2017), Zeitung unserer Genossen der Spartacist League/U.S.