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Spartakist Nummer 161

Winter 2005/2006

Wiedervereinigung verschärfte Nazi-Terror

Die kapitalistische Wiedervereinigung führte zu einem Anstieg des Nazi-Terrors. Aber sie war bei weitem nicht unvermeidbar, denn im Herbst 1989 gab es eine breite prosozialistische Stimmung in der ostdeutschen Arbeiterklasse und es entwickelte sich eine proletarisch-politische Revolution. Wir intervenierten mit aller Kraft unserer Internationale, um eine revolutionäre Führung aufzubauen. Am 3. Januar 1990 kam es zu einer Einheitsfrontkundgebung in Ostberlin. Nach der Nazi-Schändung des sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park mobilisierten wir Spartakisten vor Fabriken und Kasernen, sowohl sowjetischen als auch denen der NVA, für eine Protestkundgebung. Dies wurde von der SED-PDS aufgegriffen und es entwickelte sich ein politischer Kampf zwischen Trotzkismus und stalinistischer Politik von Klassenkollaboration und Ausverkauf der DDR. 250 000 Arbeiter und Soldaten konnten bei dieser prosowjetischen, prosozialistischen Demonstration das trotzkistische Programm der gegen die stalinistische Bürokratie gerichteten politischen Revolution und unseren Kampf für die Macht von Arbeiter- und Soldatenräten im Kontrast zur SED-PDS.

Die Sprecherin der Spartakisten rief auf zu „militante[n] Mobilisierungen der Werktätigen, einschließlich der eingewanderten Arbeitergenossen aus Vietnam, Polen und Mocambique, um die faschistischen Bestien zu stoppen und zu zerschlagen, wenn sie noch klein sind“. Dies war Teil unseres Programms der Verteidigung der Errungenschaften der DDR und ihrer Ausweitung auf Westdeutschland, d. h. die Bourgeoisie von Auschwitz durch sozialistische Revolution zu stürzen. Zu den Volkskammerwahlen im März kandidierten wir unter der Losung „Nein zur kapitalistischen Wiedervereinigung!“ Wir sind die einzige Organisation, die gegen die Konterrevolution gekämpft hat. Die gesamte Linke akzeptierte den Anschluss der DDR an das kapitalistische Westdeutschland und damit die Zerstörung der Errungenschaften der DDR. Dies war begleitet von einer Welle von Nazi-Terror, der in den Pogromen von Hoyerswerda und Rostock und mörderischen Brandanschlägen wie in Mölln und Solingen gipfelte, wobei die Polizei den Nazi-Mob in Rostock unterstützte.

„Autonome Antifa“-Gruppen wurden in Treptow nicht gesehen. Die Arbeiterklasse im Westen wie im Osten verachtend, waren sie zu Zeiten der in der DDR beginnenden politischen Revolution abgetaucht. Politisch gelähmt wie das Kaninchen vor der Schlange reagierten diese liberalen selbst ernannten „radikalen Linken“ auf die kapitalistische Wiedervereinigung mit hilflosen Sprüchen wie „Nie wieder Deutschland“. Erst im Mai 1990, als alles gelaufen war, gab es eine größere Demonstration von diesem Spektrum, die nichts weiter war als ein Ausdruck des völligen politischen Bankrotts, nachdem die Bourgeoisie von Auschwitz die DDR geschluckt hatte.

 

Spartakist Nr. 161

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